Datum: 21.01.2014
Autor: Mayra und Rieke
Betreff: Fremd
Jeden Tag machte er das selbe. Aufstehen, Frühstücken, mit der U-Bahn zur Arbeit fahren und Stein für Stein aufeinander legen. Er war Handwerker bzw. Maurer, aber er verdiente nicht wirklich gut in diesem Beruf. Er hatte kein spannendes und auch kein wirklich schönes Leben. In der U-Bahn starrten die Leute ihn immer an, als würden er irgendetwas Außergewöhnliches an sich haben. Doch dieses Außergewöhnliche, waren lediglich seine mit Schlamm bedeckten Stiefel, sein alter und schäbiger Anzug , sein dreckiges Gesicht und seine dreckigen Hände. Für die anderen Leute war er fremd, für sie war es fremd nicht gut angezogen zu sein, für sie war es fremd nicht immer ein Smartphone in der Hand zu haben. Doch für ihn war es Alltag.
Allerdings war das nicht immer so, früher war er sehr reich und lebte in einem sehr modernen Haus. Seine Eltern waren erfolgreiche Geschäftsleute und in seiner Kindheit bekam er alles was er wollte.
Manchmal wenn er Aufträge in einem schönen Haus hatte ,erinnerte er sich an diese so perfekte Zeit zurück. An diesem einen Mittwoch war es ganz besonders schlimm, er musste genau in der Gegend wo er früher gelebt hatte, mit seinen Leuten ein Haus renovieren und zu seinen Gunsten war es auch noch das Nachbarhaus. Die Nachbarn waren immer noch die Gleichen ,allerdings hatte er Glück und sie erkannten ihn nicht.
Er und seine Eltern hatten nie große Probleme miteinander ,doch als er damals an die falschen Leute geriet ,änderte sich dies schnell. Er begann zu rauchen und klaute sogar teilweise in manchen Geschäften. Seine Eltern waren früher nie so und ihnen war dieses Verhalten so fremd,dass sie den Kontakt abbrachen und ihm auch kein Geld mehr zukommen ließen. Ab diesem Zeitpunkt ging sein Leben nur noch den Bach runter.
Als er gerade dabei war, Steine in das Haus zu transportieren ,konnte er es nicht lassen und musste einen Blick auf sein altes Haus werfen. Doch dies bereute er sofort..in dem Moment, wo seine Blicke das Haus trafen, kam auf einen Schlag alles hoch..
,, Oh man ..Mist es war ein Fehler, ich hätte nicht hinschauen sollen. Ich halte das nicht aus,ich muss hier weg ..jetzt sofort. Ich hätte nicht gedacht, dass es mich doch so trifft. Ich hätte so viel erreichen können..und mit der Hilfe meiner Eltern noch viel mehr..aber nein ich war so dumm und hab mein ganzes Leben weggeworfen ..meine Ziele ,meine Träume, meine Möglichkeiten und die Liebe meiner Familie. Sie haben immer versucht mir zu helfen ,mich zu unterstützen und standen hinter mir ..und ich habe ihr ganzes Vertrauen missbraucht und verachtet. ..und jetzt Jahre später stehe ich hier, als 34 jähriger Mann und habe so gut wie nichts in meinem Leben erreicht. Wenn man mir als ich klein war gesagt hätte,dass mir so etwas passieren würde ,hätte ich wahrscheinlich angefangen zu lachen..und jetzt ist es die bittere Wahrheit..“
Er schmiss die Steine auf den Boden und ihm kamen die Tränen. Er hatte lange nicht mehr geweint , aber in diesem Moment konnte er nicht anders. Er lief davon, er wusste selber nicht wohin, bis er eine U-Bahn Station erreicht hatte. In Der U-Bahn bekam er wieder diese Blicke und er fing an zu begreifen ,dass er nicht nur den anderen Leuten in den letzten Jahren fremd geworden war , sondern vor allem sich selber..